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Corinna
Schnitt
VON
EINER WELT
10.
Nov - 22. Dez, 2007
Wir
freuen uns in Corinna Schnitts dritter Einzelausstellung in der Galerie
Olaf Stüber, die beiden aktuellsten Arbeiten der Künstlerin
vorstellen zu können: 'Von einer Welt’ und 'Der Spielplatz’.
Über
die Installation 'Von einer Welt’ die in der 'Edition Bewegter Bilder’
– eine Kooperation des Museum Ludwig mit der Sammlung Rheingold
- realisiert wurde, schreibt Barbara Engelbach: „In ihren jüngsten
Arbeit…zeigt die Künstlerin in eine weite paradiesische Landschaft
eingebettete Frauenakte, während der einzige Mann sich wie ein Fremder
bewegt und seine erotischen Kontaktaufnahmen ohne Reaktion bleiben. Das
Bild ist mit Passagen aus Jürgen Habermas’ 'Theorie des kommunikativen
Handelns’ unterlegt. Sie erzwingen eine reflektorische Distanz des
Betrachters, die Antonionis berühmte Wüstenszene aus 'Zabriskies
Point’ vermied. Nicht zum ersten Mal thematisiert Schnitt mit diesem
Video die Frage nach Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit, die nur
in der Inszenierung sichtbar werden kann und dann zum Bild gerinnt.“
Augentrost
Thea Herold entkommt der Bilderflut ausgerechnet mit Videokunst
Ein Gegenmittel für die visuelle Herz- Schmerz-Schmachterei, die
uns alljährlich schon vor dem Advent die Augen verkleistert, ist
aus demselben Stoff: Es sind auch Bilder. Doch die neuen Videofilme von
Corinna Schnitt in der Galerie Olaf Stüber desinfizieren den Blick.
Sie klären und verlangen Zeit dafür — Minuten, die man
ihnen gerne gibt.
„Von einer anderen Welt“ heißt eine der beiden Arbeiten.
Sie zeigt eine idyllische Bergwiese und lässt doch an Intensivstation
denken. Denn auch bei Corinna Schnitt geht es um Leben oder Tod, fast
schon um Hölle oder Paradies. Wenn da vierzehn Frauen ihre Alabasterhaut
in die Bergsonne halten. Wenn sich ein Mann von einer zur anderen stiehlt.
Wenn er hier eine Wange streichelt, sich dort zwischen blanke Schenkel
drängt, Brüste umschlingt, Haare glättet. Doch so sehr
er auch drängt, massiert oder drückt: niemand reagiert! Da muss
man schon auf den ersten Blick denken, diese Frauen seien toter als tot.
Dabei nehmen sie alles wahr, sind rational wach, nur emotional anästhesiert.
Auch wenn sie mit den Wimpern klimpern.
Im zweiten Film steht der Betrachter vor einem Spielplatz, einer urbanen
Kinderbewahrstation. Aber so konstruiert, künstlich, kinderfrei,
steril. Nicht mal der
Hund hebt sein Bein. Kinder gehen sowieso nicht hin, bestenfalls vorbei.
Die Künstierin überlässt uns selbst das Balancieren zwischen
Wahrheit und Eindruck, Wahrhaftigkeit und Norm. Sie schreibt sogar Worte
des Philosophen Jürgen Habermas in den Untertitel. Das ist eindrucksvoll,
aber eigentlich haben ihre Bilder schon alles glasklar gesagt (Max-Beer-Straße
25, bis 22. Dezember).
Thea Herold
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 17.11.2007)
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