|
||||||||||
Marc
Aschenbrenner | Michael Höpfner Die Ausstellung „Die Form der Isolation“ in der Galerie Olaf Stüber vereint mit Marc Aschenbrenner und Michael Höpfner zwei Künstler, deren künstlerischer Ansatz, Werkbegriff und Hervorbringungen auf den ersten Blick unvereinbar scheinen. Zwar transformieren beide Künstler ihre Erfahrungen gleichermaßen in Skulpturen beziehungsweise Installationen oder konservieren sie in technischen Medien wie Fotografie oder Video. Doch Themen, Motive und Dispositionen sind disparat: Während Marc Aschenbrenner Performances aufführt, die zwischen Trance und Zwangshandlung zu oszillieren scheinen, durchwandert Michael Höpfner monatelang die einsamen und kargen Landschaften Zentralasiens. Beide eint aber die befreiende Kraft des Rückzugs. In der selbstgewählten Isolation werden ungeahnte geistige und körperliche Potentiale freigesetzt. Marc
Aschenbrenner zieht sich zurück, indem er in enge Anzüge schlüpft,
die aus Plastikmaterial genäht und durch Klebebänder verstärkt
sind. Groteske Ausstülpungen wie Rüssel oder Höcker verleihen
den Hüllen räumliche Präsenz und skulpturale Qualität.
Derartig gewandet ist der Performer zwar in seiner Bewegungsfreiheit und
in seinem Gesichtsfeld eingeschränkt. Doch gewinnt er darin ebenso
Spielraum, im wahrsten Sinne des Wortes. Künstler und Kostüm
verschmelzen, in der Symbiose entsteht eine Figur mit Eigenleben. Denn
weniger agiert Marc Aschenbrenner in diesem Zustand eigene psychische
Konflikte aus, vielmehr lässt er zu, dass die Figur sein Handeln
bestimmt. Manchmal in Interaktionen mit anderen Akteuren verstrickt, manchmal
gegen Räume und Objekte kämpfend, treten diese Wesen in rätselhaften
Szenen auf, die auch deswegen absurd erscheinen, weil herkömmliche
kommunikative Kriterien nicht greifen. Die Gesichter sind häufig
blicklos, der Körper ist ganz auf die Geste konzentriert. Den in
der Galerie gezeigten Fotografien liegen, wie auch den Videos, ausgefeilte
Dramaturgien zugrunde. Im Unterschied zu herkömmlichen Standfotos
oder Stills handelt es sich also nicht um mehr oder weniger zufällig
gewählte Ausschnitte aus einem zeitlichen Kontinuum, sondern um im
Einzelbild verdichtete Fiktionen. Fotografiert von Knut Klaßen,
der auch für Aschenbrenners Videos hinter der Kamera steht, entstehen
so sorgfältig komponierte Szenen, die zwar den Bezug auf manche Pathosformeln
der Kunstgeschichte erahnen lassen, letztlich aber enigmatisch bleiben.
Der Betrachter ahnt, dass der performative Akt durch ein komplexes System
von Symbolen rhythmisiert ist, doch die Camouflage der Identität
bleibt intakt. Selbst von den schlaff an den Galeriewänden hängenden
Kostümen gehen noch Irritationen aus. Die entseelten Körperhüllen
künden in ihrer fetischhaft-bedrohlichen Anmutung vom anarchischen
Versprechen von Maskeraden: Alles ist möglich. Die
in der Ausstellung „Die Form der Isolation“ gezeigten Werke
von Marc Aschenbrenner und Michael Höpfner sind weder in gemeinschaftlicher
Arbeit entstanden noch sind sie aufeinander bezogen. Sie eint jedoch der
beiden künstlerischen Positionen zugrundeliegende Impetus, durch
den performativen Einsatz eigene Wahrnehmungsgrenzen zu verschieben. Beide
Verfahren resultieren in fotografischen Bildern, welche die ephemeren
Handlungen dauerhaft aufzeichnen. Doch das vermeintlich mechanisch abbildende
Medium Fotografie reagiert jeweils genau entgegengesetzt auf die ihm gebotene
Materie. Während die Fabelwesen von Marc Aschenbrenner im Bild real
und authentisch wirken, scheinen die Landschaften von Michael Höpfner
surreal und entrückt. Vielleicht stößt auch der optische
Apparat an seine Grenzen, wenn er festhalten soll, was die beiden Künstlerindividuen
in der Isolation erfahren haben: die Kraft des Aus-sich-heraus-gehens
und Ver-wandelns. |
||||||||||