'OPTICAL SENSATION - video noise and abstract cinema'
Film- und Videoprogramm kuratiert vonFlorian Wüst

28.April 2007, 21 Uhr
Beatles Electronique, Nam June Paik & Jud Yalkut, USA, 1966-69, 3'
EMS nr 1, Ralph Lundsten, SE, 1966, 14'
neon, Timo Novotny & Nik Thoenen, A, 2002, 4'
Noisefields, Steina & Woody Vasulka, USA, 1974, 12'
Printer Light Play, Arthur & Corinne Cantrill, AUS, 1978, 6'
Lights, Marie Menken, USA, 1965, 6'
collider 2, Didi Bruckmayr, A, 2005, 4'30''

29. April 2007, 21 Uhr
Violin Power, Steina Vasulka, USA, 1970-78, 10'
Partitür, Jean-François Guiton, BRD, 1983, 9'
Blue Mercury, Matthew Schlanger, USA, 1987, 4'
YAGA! Take a call please..., Józef Robakowski, PL, 1993, 4'30''
ILOX, Karø Goldt, A, 2000, 3'
Composition 6, Marc Burkett, NL, 1987, 12'
Synchronator, Bas van Coolwijk & Gert-Jan Prins, NL, 2006, 6'

Das zweiteilige Programm "optical sensation - video noise and abstract cinema" zeigt künstlerische Filme und Videos aus den Jahren 1965 - 2006, die die materiellen Grundlagen des filmischen Mediums und die formale Beziehung von Bild und Ton erforschen. Dabei entstehen räumliche Figuren, Lichtzeichnungen, Bildrhythmen und elektronische Klangwelten, die sich der Darstellung und Wiedergabe des Gegenständlichen in faszinierender Weise entheben. Mit Hilfe von analogen und digitalen Manipulationen erzielen die Arbeiten eine hohe musikalische Qualität; das Sehen und Hören wird zu einer audiovisuellen Erfahrung außerhalb geschulter Sehgewohnheiten und führt nicht selten an die Grenzen physischer Wahrnehmung.

In der Geschichte des experimentellen Films ging es maßgeblich darum, sich durch die Entwicklung einer eigenen künstlerischen Sprache von den Konventionen des Erzählkinos abzugrenzen. Die Montage von Bildern, die über das fotografische Abbild der Wirklichkeit hinausgehen, es bis zur größtmöglichen Abstraktion verfremden oder durch die Animation geometrischer oder amorpher Formen und Oberflächen oder das manuelle Bearbeiten des Filmstreifens ganz auf das Kamerabild verzichten, ermöglichte die Erfassung dessen, was dem Film wesentlich ist: Licht und Bewegung.

Mit Beginn der Videokunst in den 1970er Jahren übertrugen sich diese Ansätze des Experimentierens mit Laufbildern auf das Medium Video. Die Anwendung formaler Systeme auf die Schnittfolge, die Entwicklung sich selbst generierender graphischer Muster oder das Prinzip serieller Wiederholung resultierte in der Auflösung des logischen Zusammenhangs von Raum und Zeit, der gerade den Video- und Fernsehbildern durch ihre unmittelbare Übertragbarkeit eingeschrieben schien. Die Veränderung des elektronischen Signals durch mechanische Geräte, Musikinstrumente oder den Körper erzeugte darüberhinaus synthetische Bilder und Töne, die das unverwechselbare künstlerische Vokabular der neuen Technologie begründeten. Seit geraumer Zeit eröffnen nun die digitalen Möglichkeiten des Computers die Ausdifferenzierung der gegenstandslosen Bildgebungsverfahren im filmischen Medium.

"optical sensation - video noise and abstract cinema" kombiniert historische und zeitgenössiche 16mm Filme und Videos, angefangen u.a. bei Marie Menken, Ralph Lundsten oder den Vasulkas über Jean-François Guiton und Józef Robakowski bis zur jüngsten Arbeit von Bas van Coolwijk & Gert-Jan Prins. Durch die sich über fünf Jahrzehnte erstreckende Zusammenstellung soll die wechselseitige, sich sowohl ständig fortentwickelnde als auch immer wieder auf seine eigene Geschichte verweisende Beziehung von Poesie und Abstraktion, von Logik und Transzendenz im Schnittfeld von Experimentalfilm, Videokunst und elektronischer Musik sichtbar gemacht werden.

(Florian Wüst)